top of page

Warum ich manchmal selbst nicht weiß, was ich brauche – und trotzdem berate

Ich bin Beraterin. Ich begleite Menschen in schwierigen Phasen, helfe beim Sortieren, beim Spüren, beim Mut-Finden. Und trotzdem gibt es Tage, an denen ich selbst nicht genau weiß, was ich brauche.


Tage, an denen ich mich leer fühle. Oder voll. Oder beides. Tage, an denen ich mir einen Tee mache, weil ich denke, das tut jetzt gut – und ihn dann stehen lasse, weil ich ihn vergesse. Tage, an denen ich in der Küche stehe, mich frage, was ich eigentlich wollte, und dann wieder den Raum wechsle, in der Hoffnung, irgendwo auf Klarheit zu stoßen. Tage, an denen ich mir selbst sagen müsste, was ich so oft anderen sage: „Es ist okay, wenn du gerade nicht funktionierst.“


Ich schreibe das nicht, weil ich unsicher bin, ob ich beraten darf. Ich schreibe es, weil ich weiß, wie wertvoll Echtheit ist. Und weil ich glaube, dass wir manchmal gerade dann gut begleiten können, wenn wir selbst gelernt haben, mit der eigenen Unklarheit freundlich zu sein.


Denn Beratung ist kein Oben und Unten. Kein „Ich zeig dir, wie’s geht.“ Es ist ein Raum, in dem jemand mitgeht. Auf Augenhöhe. Ehrlich. Menschlich. Unperfekt.


Oft schauen mich Menschen im Erstgespräch an – mit dieser Mischung aus Hoffnung und Unsicherheit – und ich spüre zwischen den Zeilen: „Bei dir läuft bestimmt alles rund. Du weißt bestimmt immer, was du brauchst.“ Und ich verstehe diesen Gedanken. Ich glaube, ich hätte das früher auch geglaubt.


Aber ganz ehrlich? Ich habe Tage, an denen ich mich im eigenen Gedankenwirrwarr verheddere. An denen ich zwischen Müdigkeit, innerem Ringen und dem nächsten Termin plötzlich merke: Gleich beginnt eine Beratung. Und dann sitze ich da. Im selben Raum wie jemand, der sich traut, etwas anzuschauen. Und plötzlich wird es still. Klar. Nah.


Manchmal sagen Klient:innen Sätze wie: „Du wirkst so ruhig. Ich wünschte, ich hätte das auch.“ Und ich denke mir leise: Wenn du wüsstest. Wie laut es manchmal in mir ist. Wie sehr ich manchmal selbst Halt suche. Und trotzdem – oder vielleicht genau deshalb – bin ich da.


Und es gibt diese anderen Momente. Wenn Klient:innen etwas sagen, das mich tief berührt – ganz ohne es zu wissen. Ein Satz, ein Blick, ein stilles Danke. Und ich merke: Ich gebe nicht nur. Ich empfange auch. So oft bekomme ich durch die Menschen, die zu mir kommen, etwas geschenkt. Mut. Zuversicht. Vertrauen. Das ist kein Einbahnstraßen-Beruf. Das ist Begegnung.


Vielleicht ist genau das der Grund, warum ich so gerne berate. Nicht, weil ich immer weiß, was zu tun ist. Sondern weil ich weiß, wie sich dieses Nicht-Wissen anfühlt. Dieses „Ich sollte doch…“ – und gleichzeitig keine Klarheit in sich spüren. Ich kenne das Gefühl, sich verloren zu fühlen, obwohl man doch funktioniert. Ich kenne es, stark wirken zu müssen, obwohl innen alles wackelt.


Und vielleicht kann ich deshalb diesen Raum halten. Weil ich weiß, wie kostbar es ist, wenn man einfach da sein darf – mit allem. Mit den Tränen, dem Zögern, der Müdigkeit und dem kleinen Funken Hoffnung.


Ich berate nicht, weil ich fertig bin. Ich berate, weil ich mitten im Leben bin. Weil ich glaube, dass es nicht die perfekten Menschen sind, die helfen. Sondern die echten.


Wenn du gerade selbst sortieren möchtest, wieder bei dir ankommen willst oder einfach einen neutralen Blick von außen brauchst: In meiner Praxis in Wolfurt begleite ich dich mit Zeit, Erfahrung – und dem, was dich gerade beschäftigt. Ob im Gespräch, mit kreativen Methoden oder dem Systembrett – du bist willkommen. Und wenn du lieber in einer Gruppe arbeitest: Vielleicht ist einer meiner Workshops genau das Richtige für dich. Schreib mir einfach. Ich freue mich auf dich.

Comments

Rated 0 out of 5 stars.
No ratings yet

Add a rating
bottom of page