Mut. Und die Sache mit der Bodenklappe. Ein Text über Zögern, Gesprächsmut und den leisen Wunsch, manchmal einfach plopp zu verschwinden.
- Daniela Klug Beratung
- 7. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Apr.
Heute war der Tag.
Ich hatte mir vorgenommen, ein Gespräch zu suchen,
vor dem ich mich schon sehr lange gedrückt habe.
So ein Gespräch, das im Magen liegt
und sich regelmäßig meldet mit einem sanften:
„Hi, ich wär da noch…“
Meine Kinder –
und das war keine subtil angedeutete Schwingung –
haben mich richtig angefeuert:
„Mama, jetzt. Du willst das doch.“
„Das ist wichtig.“
„Du bist stark.“
Und ich so: „Ja… voll. Total. Ich bin… mega bereit. Gleich.“
Also hab ich meinen Mut zusammengesammelt.
Nicht in einem Schwung – eher wie Einzelteile in einem chaotischen Memory-Spiel.
Ein Stück morgens im Bad.
Ein weiteres auf dem Weg.
Zwei Drittel Mut direkt vor der Tür.
Und einen kleinen Rest, den ich irgendwo unter meinem Herzschlag versteckt hatte.
Und dann…
hab ich gezögert.
Ich hab noch kurz was erledigt.
Noch ein bisschen gewartet.
Mich nochmal gesammelt.
Und innerlich nochmal ein paar Satzanfänge umformuliert.
So lange,
bis es mich am Ende fast gar nicht mehr gewundert hat,
dass ich zu spät war.
Dass der Mensch, mit dem ich reden wollte, eigentlich schon auf dem Heimweg war.
Und dann kam der Satz:
„Jetzt ist grad ein bisschen ungünstig. Können wir später?“
Ich hab genickt.
Ganz ruhig.
Verständnisvoll.
Weil ich es wirklich verstanden hab.
Menschen haben Termine, Gedanken, Pläne, Kinder, Leben.
Aber in mir drin hat sich alles in Zeitlupe umgedreht.
Da stand mein Mut – aufgerichtet, leicht schwitzend, bereit für den großen Auftritt –
und niemand hat ihm die Bühne gegeben.
Und gleichzeitig…
…kam sie.
Die leise Stimme:
„Puh. Glück gehabt.“
Denn ich wollte das Gespräch.
Aber ich wollte es auch absolut nicht.
Ich war bereit.
Aber nur so in etwa.
Ich war offen.
Aber mit Fluchtroute.
Wenn es in dem Moment irgendwo im Boden eine aufklappbare Fluchtklappe gegeben hätte –
so mit Samt ausgekleidet, optionaler Rutsche und Exit-Schild –
ich wäre weg gewesen.
Kein großes Drama.
Nur ein sanftes plopp
und weg.
Jetzt liegt das Gespräch wie ein gestrandeter Wal auf der Agenda.
Nicht mehr „vielleicht irgendwann mal“.
Sondern: Fix. Demnächst.
Der Countdown läuft.
Und das ist gut.
Ich weiß das.
Wirklich.
Aber ein Teil von mir wäre trotzdem gern nochmal kurz ins Gebüsch.
Mut ist eben nicht nur, wenn man spricht.
Manchmal ist Mut auch, wenn man dableibt.
Auch ohne Klappe.
Wenn du heute noch ein Gespräch vor dir hast,
schieb deinen Mut schon mal in den Toaster.
Er muss nicht knusprig sein.
Nur warm genug, um dableiben zu können.
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