Tutti-Ghulischen – Volume 2 „Der Einkaufszettel, der mich überfordert hat.“
- Daniela Klug Beratung
- 1. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. Apr.
Ich wollte einfach nur einkaufen.
Ganz unspektakulär: Brot, Milch, Gemüse, irgendwas fürs Wochenende.
Ein ganz normaler Tag.
Und dann…
betrete ich den Supermarkt.
Erster Gedanke:
Warum ist es hier so grell?
Zweiter Gedanke:
Warum riecht es gleichzeitig nach Frischfleisch, Waschmittel und Mango?
Dritter Gedanke:
Wo ist eigentlich mein Einkaufszettel?
Ich krame in meiner Tasche –
zwischen Taschentüchern, Kassenbons, einem halben Müsliriegel
und irgendetwas, das schon längst nicht mehr ist.
Kein Zettel.
Natürlich nicht.
Also versuche ich, mir alles im Kopf zusammenzureimen.
Ich laufe an einem Regal voller Brot vorbei und bleibe dann stehen.
Dinkel.
Dinkel mit Kürbiskernen.
Dinkel ohne alles.
Dinkel extra flauschig.
Dinkel mit Sauerteig, Dinkel mit Luft, Dinkel mit Sinn.
Dinkel… das klingt wie ein mittelalterlicher Zaubertrank.
Oder wie ein Nebencharakter aus einem Fantasy-Roman.
„Und dann sprach der Druide Dinkel: Lass das Brot gehen!“
Und ich frage mich:
Essen wirklich so viele Menschen Dinkel?
Oder ist das einfach ein stilles Brotexperiment unserer Zeit?
Ich stehe da –
überfordert vom Brotsortiment
und gleichzeitig auf der Suche nach dem Sinn dieses ganz gewöhnlichen Tages
oder doch nur auf der Suche nach einer Brotsorte mit Sinn…?
Hinter mir zwei Leute, die sich lautstark über Grillwürste streiten.
Links von mir ein Kind, das schreit.
Rechts von mir ein Aufsteller mit Sonderangeboten in Neonfarben,
der mir passiv-aggressiv zuruft:
„Nur heute! Nur jetzt! Entscheide dich!!“
Ich versuche zu atmen.
Ich versuche, nicht alle Gedanken gleichzeitig zu denken.
Ich versuche, meinen Kopf davon zu überzeugen,
dass ich nicht jetzt und hier über den Sinn des Lebens nachdenken muss –
nur weil ich zwischen Karotten und Hafermilch stehe.
Hochsensitiv im Supermarkt ist wie ein Ausflug in ein Musikfestival –
nur ohne Musik
und mit grellerem Licht.
Und dann kommt dieser Satz in meinem Kopf:
„Ich meine… ich wollte doch nur ein Brot kaufen.“
Pause.
Wollte ich wirklich Brot kaufen?
Ich bin mir plötzlich nicht mehr ganz sicher.
Vielleicht bin ich einfach schon zu lang da.
Und dann fällt es mir ein:
Meine Noise-Cancelling-Kopfhörer.
Ich hätte sie mitnehmen sollen.
Ich wollte sie mitnehmen.
Aber nein – heute natürlich vergessen.
Wenn meine Kopfhörer ein Lebewesen wären,
sie würden sagen:
„Sorry, du bist heute auf dich gestellt.“
Und ich würde antworten:
„Na super. Ich kündige dann auch mal –
als Alleinverantwortliche für mein Innenleben.“
Und während ich innerlich die dritte Runde Karotten gegen Gurken führe,
stelle ich mir vor, wie meine Kopfhörer zu Hause auf dem Regal liegen –
mit einem Hauch von Gleichgültigkeit.
Fast ein bisschen beleidigt.
Oder… sie feiern gerade heimlich sturmfrei.
Freuen sich, dass sie heute mal ihre Ruhe haben.
Hüpfen im Takt eines lautlosen Beats durchs Wohnzimmer
und werfen sich gegenseitig zu:
„Na endlich – ein Tag ohne Reizübertragung.“
Ich schnaube leise.
Zwinge mich weiter.
Und nehme dann – in einem Akt reiner Trotzhandlung –
eine Packung Matcha-Energiebällchen mit Spirulina und Chiasamen mit.
Keine Ahnung, was die können.
Aber irgendwie fühlte es sich rebellisch an.
So nach dem Motto:
„Wenn schon überfordert, dann wenigstens mit Stil.“
Und irgendwann, irgendwie, schaffe ich es zur Kassa.
Nicht mit dem, was auf dem Zettel stand –
aber mit irgendetwas Essbarem.
Vielleicht sogar mit Gummibärchen,
die einen so bunt angrinsen,
als hätten sie den Überblick über mein Leben.
Oder mit Quinoa-Chips, die aussehen wie Enttäuschung in Tüten.
Ich verlasse den Supermarkt –
mit einer Mischung aus Stolz, Erschöpfung und leiser Selbstironie.
Fazit:
Tutti-Ghulischen-Stufe:
5 von 5 Reizen.
Aber: Häkchen dran.
Ich war da.
Ich hab’s gemacht.
Und ich darf jetzt einen Tee trinken.
Oder mich über die grinsenden Gummibärchen wundern.
Oder beides. Vielleicht sogar mit Spirulina.
PS:
Wenn du solche Gedanken kennst –
wenn dir manchmal schon der Supermarkt zu viel ist
und du dich fragst, warum scheinbar Alltägliches dich so schnell überfordert –
dann bist du nicht allein.
Im Mai spreche ich in meinem Workshop für hochsensible Menschen
genau über solche Momente:
Wie du Reizüberflutung erkennst,
wie du dich selbst besser begleitest
und wie du deine Sensitivität als Stärke begreifen kannst –
auch mitten im Brotregal.
Du bist herzlich willkommen.
Ich freue mich auf dich.
PS: Wenn du noch auf der Suche nach diesen epischen, tanzenden, sturmfreimachenden Kopfhörern bist – hier findest du sie:
Comments