top of page

Warum wir nicht alles annehmen müssen – und was passiert, wenn wir es doch tun

„Lass es einfach auf sich beruhen.“

„Kannst du nicht einfach still sein?“

„Es bringt doch eh nichts, etwas zu sagen.“


Diese Sätze hören viele von uns – oder sagen sie sich selbst. Manchmal scheint es einfacher, etwas Unangenehmes hinzunehmen, als eine Auseinandersetzung zu riskieren. Doch was passiert eigentlich mit all dem, was wir in uns behalten?


Stell dir vor, du müsstest alles annehmen, was dir jemand gibt.


Nicht nur Worte, sondern bildlich gesprochen alles, was dir „hingeworfen“ wird:


• Kritik, die dich kleinmacht.

• Respektlosigkeit, die dich verletzt.

• Erwartungen, die du gar nicht erfüllen kannst oder willst.


Würdest du wirklich alles akzeptieren, was dir jemand reicht? Wahrscheinlich nicht. Denn du weißt: Nicht alles, was dir angeboten wird, tut dir gut. Und doch machen wir genau das mit Worten, mit ungerechtfertigten Vorwürfen, mit Erwartungen, die gar nicht unsere eigenen sind.


Wir nehmen es hin – aber es verschwindet nicht.



Etwas hinzunehmen bedeutet nicht, dass es weg ist.


Wenn wir Dinge nicht aussprechen, wenn wir sie nicht verarbeiten, dann bleiben sie in uns. Sie setzen sich fest.


• Unausgesprochene Kränkungen werden zu Groll.


• Nicht gesetzte Grenzen lassen andere immer weiter über sie hinweggehen.


• Unterdrückte Gefühle schlagen sich irgendwann körperlich nieder – in Verspannungen, Unruhe, Erschöpfung.


Alles, was wir einfach „hinnehmen“, bleibt in uns. Manches vergären wir innerlich so lange, bis es bitter wird und Wurzeln schlägt. Eine „bittere Wurzel“, wie es so treffend heißt, kann unser Inneres vergiften – und das nicht nur in Bezug auf eine einzelne Person oder Situation, sondern auf unser gesamtes Lebensgefühl.



Warum wir oft lieber schweigen – und was das mit uns macht


Viele Menschen haben gelernt, dass es sicherer ist, still zu sein. Vielleicht, weil sie als Kind gehört haben: „Sei nicht so empfindsam!“ Vielleicht, weil sie schlechte Erfahrungen gemacht haben, wenn sie ihre Meinung gesagt haben.


Ja, es gibt Momente, in denen es klüger ist, nichts zu sagen. Aber wenn das zur Regel wird, wenn wir uns selbst immer wieder zurücknehmen, um Konflikte zu vermeiden, dann verlieren wir uns irgendwann in dieser Stille.


Schweigen bedeutet nicht, dass das Problem verschwindet. Es bedeutet nur, dass wir es in uns tragen – und es mit jedem Mal schwerer wird.



Nicht jeden Ball fangen müssen


Eine andere Sichtweise: Nicht alles, was jemand dir „zuwirft“, gehört auch dir. Nicht jeder Vorwurf, nicht jede Kritik, nicht jede Erwartung ist deine Wahrheit.


Stell dir vor, jemand wirft dir einen Ball zu – und du entscheidest, ob du ihn auffängst. Genau so kannst du lernen, nicht alles, was gesagt oder erwartet wird, zu deinem Problem zu machen.


👉 Frage dich: Gehört das wirklich zu mir? Oder ist es nur die Sichtweise eines anderen, die ich nicht annehmen muss?



Was kannst du stattdessen tun?


Erkennen, was deins ist und was nicht. Manchmal treffen uns Worte, weil sie etwas in uns auslösen – aber nicht alles, was gesagt wird, ist auch wahr.


Lernen, deine Stimme zu nutzen. Das bedeutet nicht, in jeder Situation laut zu werden, aber es bedeutet, für dich selbst einzustehen.


Emotionen verarbeiten, statt sie zu unterdrücken. Dinge aufzuschreiben, mit jemandem zu sprechen oder einfach für dich selbst ehrlich zu sein, kann verhindern, dass sich Verletzungen in dir festsetzen.



Fazit: Du musst nicht alles annehmen.


Es ist okay, deine Meinung zu sagen. Es ist okay, dich abzugrenzen. Es ist okay, nicht jeden Ball zu fangen, der dir zugeworfen wird. Und es ist okay, Dinge freizulassen, anstatt sie in dir zu speichern.


Welchen Ball hast du heute bewusst nicht gefangen? Und wie hat es sich angefühlt?

Kommentare

Mit 0 von 5 Sternen bewertet.
Noch keine Ratings

Rating hinzufügen
bottom of page