Ich bin kein Morgenmensch. Ich bin ein Mensch, der morgens versucht, nicht aufzugeben.
- Daniela Klug Beratung
- 11. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Es gibt diese Menschen, die morgens aufstehen, als hätten sie im Schlaf ein Motivationstraining gemacht.
Die dann mit Leichtigkeit ihre Yoga-Routine absolvieren, während der Chia-Pudding meditiert und die Kaffeemaschine Opernarien singt.
Ich bin keiner dieser Menschen.
Ich bin eher die Sorte: Wo bin ich? Wieso ist es hell? Und kann ich das bitte einfach ignorieren?
Wenn mein Wecker wirklich mal um fünf Uhr klingelt – was nur bei außerirdischen Notfällen passiert, wie z. B. einer Kinderreise oder einem Zug, der den letzten Bahnhof vor dem Weltuntergang verlässt – dann… bin ich nicht da.
Also körperlich schon, aber innerlich? Tot. Lichtjahre entfernt. Komplett abgeschaltet.
Früher – in der Kleinkind-Ära – war ich trotzdem wach. Dauerwach.
Weil Ausschlafen ein Konzept war, das man kannte wie Einhörner: süß, aber nicht existent.
Damals hat mich niemand gefragt, ob ich ein Morgenmensch bin. Ich wurde geweckt.
Von kleinen Menschen, die überzeugt waren, dass fünf Uhr morgens ein super Zeitpunkt für ein „Ich hab grad in dein Bett gespuckt“-Gespräch ist.
Heute ist das anders.
Meine Kinder schlafen. Bis in die Puppen.
Wenn sie um 11:30 Uhr verschlafen aus dem Zimmer trotten, bin ich meistens selbst gerade erst mit einem Energydrink in der Hand in Richtung Realität unterwegs.
Denn ja – kein Kaffee für mich. Ich trinke Energydrinks.
Aus Prinzip. Und Überleben.
Und ich schäme mich nicht dafür. (Außer vielleicht, wenn ich vor wichtigen Online-Meetings nochmal Deo auflege – und es aus Müdigkeit Haarspray ist.)
Das Frühstücksthema hat sich übrigens auch erledigt.
Von mir will morgens keiner mehr Toast, Müsli oder Gespräche über das Wetter.
Wenn überhaupt, dann maximal am Wochenende – und selbst da nur unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen.
Mit einer Ausnahme: Mein 15-jähriger.
Der redet. Immer. Punkt.
Außer, wenn man ihn fragt, wie es ihm geht.
Dann wird’s plötzlich… still.
Aber ansonsten erzählt er morgens mit einer Begeisterung, die fast hellwach macht – über die alten Ägypter, Trumps neue Zölle oder irgendeine rätselhafte TikTok-Theorie zur Zeitrechnung.
Und er stellt Fragen, für die ich selbst um Mitternacht noch zu müde wäre.
Geschweige denn um acht Uhr früh.
Und trotzdem: Ich höre ihm wahnsinnig gern zu.
Ich liebe seine Neugier, seine Begeisterung, seinen Redefluss.
Und ich liebe ihn – von ganzem Herzen.
Auch wenn mein erster Gedanke manchmal ist: Ich brauch erst diesen Energydrink. Und dann sag ich was Kluges.
Es gibt allerdings diesen einen Moment am Morgen, wo ich mir denke:
Wie machen andere das bitte?
So frisch, so früh, so freundlich?
Und ich sitze da mit meinen zerzausten Haaren, versuche den Energydrink zu öffnen, ohne mir die Stirn einzuklemmen, und überlege, wie ich diesen Tag überlebe, ohne Dinge anzuzünden.
Aber genau da liegt vielleicht der Trick:
Nicht jeden Tag mit einem Hochstart beginnen zu müssen.
Sondern ihn einfach nur… irgendwie zu beginnen.
In meinem Tempo. Mit ein bisschen Würde.
Und einem klaren Ziel: Nicht aufgeben. Noch nicht. Erstmal wach werden.
Übrigens:
Bei hochsensitiven Menschen scheint es nur zwei Lager zu geben.
Die einen lieben den Morgen, weil endlich mal niemand etwas von ihnen will – diese stille, klare Stunde ganz für sich allein.
Und die anderen… schlafen, so lange es geht.
Dazwischen gibt’s erstaunlich wenig.
Ich gehöre klar zur zweiten Gruppe.
Und ich bin okay damit.
Auch wenn ich manchmal Haarspray statt Deo benutze – und meine Achseln dann zwölf Stunden lang auf „Volumen & Halt“ machen. Drei Wettertaft gegen den inneren Widerstand.
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