
Geführt vom Geruch – berührt vom Vertrauen
- Daniela Klug Beratung
- 15. Juli
- 2 Min. Lesezeit
Ich rieche Wasser und weiß, wie absurd das klingt. Aber ich habe es gerochen.
Nicht irgendein Duft, nicht frisches Obst oder irgendwas Verdorbenes.
Wasser. In Spanien. Im staubigen Gebüsch.
Und es war echt da.
Mein Dad hat eine Wasserleitung, die sich kilometerweit durchs Gelände schlängelt.
Durch Büsche, über Schotter, unter der Erde durch.
Mal läuft es. Mal läuft es nicht. Und wenn es nicht läuft, dann beginnt die Suche. Meter für Meter. Oftmals bei über 30 Grad, dann ist es besser frühmorgens oder später am Abend zu gehen. Flicken, testen, warten. Wasser aufdrehen, Wasser abdrehen.
Ich bin mit. Und da war dieser Moment: Ich bleibe stehen. Schaue ins Gebüsch. Und sage mutig: „Ich rieche Wasser.“
Ich hatte es nicht gesehen, dafür gerochen. Dieses feuchte, erdige, leicht metallische „Da-ist-was“-Gefühl. So wie Regen riecht, kurz bevor er fällt.
Und tatsächlich: Dort war ein Leck. Wasser tropfte. Verlor sich im heißen Boden.
Am nächsten Tag: nochmal. Irgendwas stimmt immer noch nicht. Wieder so ein Moment. Wir fuhren langsam den Schlauch ab und ich roch es - sagte aber nichts und dann sah ich es. Hörte es sogar.
Mein Sohn schaute mich beim Heimkommen an wie ein Fabelwesen und meinte:
„Das ist echt eine Superkraft.“
Und vielleicht war es das. Ein kleines Geschenk inmitten dieser rauen, weiten, wilden Landschaft, die so viel abverlangt –
und die ich trotzdem liebe.
Denn hier in Spanien, auf dem Land meiner Eltern, ist nichts selbstverständlich.
Nicht das Wasser. Nicht der Strom. Beides kommt nicht einfach aus der Wand. Der Strom fließt übers Dach – wenn die Sonne scheint. Das Wasser fließt durch Schläuche – wenn kein Hang abgerutscht ist, keine Überschwemmung sie wegreißt, kein Bauer ein Feuer darauf macht und kein Bagger sie platt walzt.
Und wenn doch, dann geht man los. Mit Werkzeug. Mit Geduld. Mit gespitzten Sinnen. Und leisen Gebeten.
In Österreich, zu Hause, lebt man mit Steckdose, Wasserhahn, Warmwasserboiler. Einmal aufdrehen. Einmal drücken. Alles da.
Hier nicht.
Und vielleicht ist genau das der Unterschied. Hier brauchst du deine Sinne.
Hier kannst du nicht abschalten – und manchmal ist genau das das Geschenk.
Weil du mitten im Leben stehst.
Mitten im Staub.
Mitten im Geruch.
Mitten im Spüren.
Und ja – mein Geruchssinn war mir oft zu viel. Zu empfindsam. Zu störanfällig.
Ich rieche Dinge, die andere nicht einmal bemerken...
Manche davon will ich gar nicht riechen. Ich kann ihnen nicht ausweichen. Nicht ausblenden.
Aber manchmal… Manchmal macht genau das den Unterschied.
Dann wird das, was mich oft überfordert,
zu etwas, das Orientierung schenkt. Etwas, das mir – oder jemand anderem – weiterhilft.
Und dann spüre ich: Ich bin nicht zu viel. Ich bin genau richtig. Sogar für dieses wilde, geschundene, weite, wunderschöne Land.
Und vielleicht – hat Gott mir diesen Sinn nicht zufällig mitgegeben. Vielleicht ist er kein Fehler, kein „Zuviel“,
sondern ein stilles Werkzeug in meinen Händen.
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