
Die rechte Hand soll geschont werden. Sagt meine Ärztin. Ich versuche, nicht zu weinen. Vor Lachen.
- Daniela Klug Beratung
- vor 7 Tagen
- 2 Min. Lesezeit
Ich weiß nicht, ob du das kennst, aber ich bin Rechtshänderin. Und damit meine ich nicht: „Ich benutze halt gerne die rechte Hand.“ Nein, ich bin zertifizierte, tief verwurzelte, durch und durch rechtslastige Alltagsheldin. Und jetzt hab ich einen Tennisarm. Oder wie die Medizinerin sagt: Epicondylitis lateralis.Oder wie ich sage: „Meine rechte Seite hat gekündigt. Komplett. Von den Fingerspitzen bis zur Mitte vom Oberarm – einfach offline.“
Ach ja – entzündet ist der Ellenbogen übrigens auch noch. Also nicht nur beleidigt, sondern offiziell im Streik.
Ich trage einen Zinkleimverband. Klingt nach Mittelalter, fühlt sich auch ein bisschen so an. Nur dass ich damals wenigstens keine Mails hätte beantworten müssen.
Die Anweisung der Ärztin war klar: „Die rechte Hand schonen. Möglichst ruhig halten.“ Ich glaube, sie hat das ernst gemeint. Ich war auch kurz davor, ihr zu erklären, dass ich mit rechts schon kaum ein Butterbrot schmieren kann, wenn ich gesund bin. Weil ich das einfach blöd finde mit dem Schmieren. Aber mit links? Vergiss es. Da wird aus dem Frühstücksbrot ein Versuch moderner Kunst.
Also habe ich versucht, brav zu sein. Zähneputzen mit links. Ergebnis: 95 fast ausgeschlagene Zähne, eine panische Zahnbürste und ein Arm, der aussieht, als hätte er gerade seinen ersten Breakdance-Kurs hinter sich. Schminken mit links? Sagen wir so: Die Avocado auf meinem Pullover hatte am Ende den schöneren Lidstrich.
Was ich gelernt habe:
Es gibt unendlich viele Dinge, bei denen man beide Hände braucht. Und noch mehr Dinge, bei denen man denkt, man brauche nur eine – bis sie ausfällt.
Haare kämmen? Nur rechts.
Katzen streicheln? Beide Hände.
Sich anziehen, eine Banane schälen, eine Seite umblättern – alles: beidhändig.
Ich will nicht jammern. Wirklich nicht. Es gibt so viele Menschen, denen es schlechter geht, und ich bin dankbar für alles, was funktioniert. Aber ich möchte trotzdem ehrlich sagen dürfen: Es ist anstrengend. Es tut weh. Und es macht was mit einem, wenn die dominante Seite plötzlich Pause machen muss.
Angefangen hat alles mit einem vermeintlichen Muskelkater. Ich dachte: Na gut, bisschen zu viel Dart gespielt, Pool geputzt, mit den Katzen getanzt, wer weiß. Aber irgendwann kam der Punkt, da war klar: Der Muskelkater hat sich eingemietet. Dauerhaft. Mit Schlüssel, Namensschild und allem. Und dann wurde es nicht nur unangenehm – es wurde frustrierend. Und extrem schmerzhaft.
Ruhe hilft. Theoretisch.
Wenn ich genug schone, tut’s weniger weh. Wenn ich zu viel mache – und „zu viel“ heißt in dem Fall: Besteck abwaschen – dann pocht es.
Dann pulsiert es. Dann sendet mein rechter Arm kleine, aggressive Briefe an mein Nervensystem. Unterschrieben mit: „Sag ihr, sie soll sich endlich hinsetzen!“
Und manchmal tu ich das dann auch. Widerwillig. Genervt. Manchmal auch traurig, weil ich gerne würde, aber nicht kann.
Und vielleicht ist genau das die größte Lernkurve in dieser ganzen Geschichte: Geduld mit mir selbst. Auch wenn ich lieber schnell wäre. Auch wenn ich lieber stark wäre. Auch wenn ich gerne wieder mit rechts das Leben sortieren würde, wie ich es gewohnt bin.
Jetzt sortiere ich halt mit links. Und hoffe, dass sich irgendwann auch das Brot wieder ohne Lebensgefahr schmieren lässt.

Gute Besserung!! 🍀🥲