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  • Daniela Klug Beratung

Wenn das Herz blinder ist als das Auge....

Aktualisiert: 26. Mai 2020

Vor kurzem war ich mal wieder im Kino, ich versank geradezu in diesem Film, ich war schockiert, fühlte mich ertappt, angesprochen und manche meiner Gedankengänge bestätigt. Gleichzeitig nahm ich wahr, dass die Mehrzahl der im Kinosaal sitzenden Zuschauer tatsächlich gelangweilt von dem Film war, es schien, als hätten sie etwas anderes von dem Film erwartet, was mich anfänglich irritierte. 


Der ganze Film handelt von einem gescheiterten Leben, einer kaputten Existenz, von einem Mann, mit starken emotionalen und psychischen Problemen, der sein Leben auf die Reihe bekommen will, der träumt von einer Zukunft, von Liebe, von Karriere, von akzeptiert und angenommen werden. Dessen größter Wunsch ist die Menschen zum Lachen zu bringen. Das gelingt ihm auch, aber anders als er es sich vorgestellt hat. Die Menschen lachen über ihn, sie lachen ihn aus, und irgendwann fängt er an das zu verstehen. 


Er wird verachtet, man meidet ihn, man findet ihn seltsam, schon als Kind ungewollt und ungeplant, misshandelt und gedemütigt. Er wird verspottet und verprügelt und er fängt an Menschen umzubringen die ihm Schaden.

Ich als Zuschauer schwanke zwischen stark ambivalenten Gefühlen. Fast abstoßend wird der Mann dargestellt, und gleichzeitig empfinde ich Mitgefühl und Verständnis für ihn, selbst als er die Waffe das erste mal zieht und sich "wehrt". Das schockiert mich, meine eigenen Gedanken schockieren mich und ich bin verwirrt.

Der Großteil des Publikums scheint noch immer gelangweilt, es wird gechattet, manche verlassen den Saal, manche kommen wieder, man unterhält sich.


Gegen Ende des Films, erfolgt die emotionale Wende der Zuschauer: als der Hauptdarsteller ausrastet und einem Berufskollegen eine Schere ins Auge rammt und anschließend mehrfach in Kehle und Körper, spüre ich die Erleichterung im Saal, irgendwo von rechts höre ich ein Knurren "endlich passiert mal was" (es war nicht sein erster Mord im Film) und der Saal beginnt nervös zu lachen. 


Geradezu albernes Gelächter füllt direkt darauf den Saal, der Grund dafür sind "Scherze" über einen Kleinwüchsigen. Das Publikum tobt vor lachen und ich fühl mich vollkommen fehl am Platz.


Ganz zum Schluss lässt der Hauptdarsteller seinen Gedanken freien Lauf, seine Emotionen raus, wirft den Menschen, der Gesellschaft vor, nicht gesehen, nicht gehört zu werden, sehr viel wahres liegt in seinen Worten und obwohl er inzwischen komplett übergeschnappt zu sein scheint und ich verständlicherweise sein Handeln moralisch weder befürworten noch rechtfertigen kann: ich kann ihn verstehen. Und es scheint als rede er in dem Moment genau zu uns. Wir sind sein Publikum. Wir sind diese Menschen. Wir sind die Gesellschaft. 

Doch genau das scheint der Saal nicht zu verstehen. Dass wir diejenigen sind die demütigen, spotten und verachten, in Schubladen stecken und über Gefühle trampeln. Dass wir auch diejenigen sind, die Verändern können. Die anders sein können. Die bereit und aufmerksam sein können. 


Ganz bewusst möchte ich nicht schreiben, um welchen Film es ging, es geht mir nicht um eine Kritik am Film, hier geht es rein um meine Wahrnehmung. 

Keine Be- und Verurteilung. Sondern ein Anstoss um Nachzudenken.








 


"Höre durch das Ohr des Blinden

und sehe mit den Augen des Tauben

wenn Du Menschen kennen willst"


 

Daniela Klug

Dornbirn - +43 (0)660 118 18 05

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