Warum hängen wir an dem, was weh tut – und übersehen das, was uns stärkt?
- Daniela Klug Beratung
- 18. März
- 3 Min. Lesezeit
Kennst du das? Dein Tag war eigentlich ganz in Ordnung. Vielleicht gab es ein paar nette Begegnungen, einen Moment der Ruhe, einen kleinen Lichtblick. Doch dann passiert eine Kleinigkeit – eine unfreundliche Bemerkung, eine Situation, die dich verletzt oder verunsichert – und plötzlich ist alles andere verblasst.
Es fühlt sich an, als wäre dieser eine Moment viel schwerer als all die schönen davor.
Das liegt nicht daran, dass du nicht dankbar genug bist. Es liegt daran, wie unser Inneres gestrickt ist.
Warum Schmerz stärker nachklingt als Freude
Unser Herz, unser Verstand – sie haben eine seltsame Eigenart: Sie halten sich an dem fest, was weh tut, während das, was uns nährt, oft schnell weiterzieht. So, als würde ein Kratzer auf der Seele länger brennen als eine sanfte Berührung nachklingt.
Es ist ein wenig wie mit einer Wunde: Ein kleiner Schnitt braucht Zeit, um zu heilen, während eine streichelnde Hand diesen Prozess kaum beschleunigen kann.
Unser Inneres speichert Verletzungen tiefer als Trost, weil es lernen will, uns zu schützen. Es merkt sich, was schmerzt, damit wir es vermeiden können. Doch dabei vergessen wir oft, dass wir nicht nur aus Wunden bestehen.
Aber wir können lernen, das Heilende wieder stärker wahrzunehmen – nicht, indem wir Schmerzen ignorieren, sondern indem wir dem Nährenden mehr Raum geben.
Wie wir wieder sehen, was uns gut tut
1. Lass schöne Momente nicht einfach vorbeiziehen
Ein trauriger oder ärgerlicher Gedanke begleitet uns oft den ganzen Tag. Warum nicht auch ein Moment der Wärme? Wenn etwas Schönes passiert – eine Umarmung, ein Lachen, ein kurzer Moment von Frieden – halte inne. Lass ihn nicht sofort weiterziehen. Spür hin. Vielleicht sogar zweimal.
2. Stell dir die Frage: „Was hat mich heute berührt?“
Nicht nur „Was war gut?“, sondern: „Was hat mich berührt?“ Das lenkt den Blick auf Momente, die tiefer gehen – nicht nur Freude, sondern auch kleine Gesten, ein Blick, eine unerwartete Freundlichkeit. Dinge, die bleiben.
3. Sammle Schätze für schwere Tage
Erinnerungen sind wie kleine Kostbarkeiten. Die meisten lassen wir achtlos verstreichen, aber was, wenn wir sie sammeln?
Stell dir eine Schatzkiste vor – gefüllt mit Momenten, die dir gut getan haben. Ein Foto, eine kurze Notiz, eine kleine Muschel vom letzten Spaziergang. Etwas, das dich erinnert: Hier war ein Augenblick, der mir etwas geschenkt hat.
Und wenn die Tage schwerer sind, kannst du in deine Schatzkiste greifen und dich an das erinnern, was sonst so leicht verloren geht.
4. Teile, was dich genährt hat
Oft erzählen wir von dem, was uns verletzt hat. Doch versuche mal, jemandem bewusst von einem Moment zu erzählen, der dir gut getan hat. „Heute ist mir etwas Schönes passiert…“ – und sieh, was das mit deinem Gefühl macht.
5. Finde etwas, das bleibt – auch in schwierigen Tagen
Es gibt Tage, an denen nichts leicht ist. Zeiten, in denen das Schöne kaum sichtbar ist. Doch oft gibt es trotzdem etwas – sei es eine Geste, ein Atemzug, ein Moment der Stille.
Und wenn alles andere fehlt, dann bleibt vielleicht einfach die Tatsache, dass du durchgehalten hast. Dass du noch da bist. Dass deine Geschichte weitergeht.
Nicht nur die Wunde zählt – auch das, was heilt
Ja, wir erinnern uns an den Schmerz. Ja, unser Inneres hält sich eher an das, was wehtut. Aber wir sind nicht machtlos darin. Wir können lernen, auch das andere zu sammeln. Das, was heilt, was uns stärkt, was uns wärmt. Vielleicht ganz leise, vielleicht nicht jeden Tag gleich. Aber immer ein bisschen mehr.
Und vielleicht ist genau das heute der Moment, in dem du merkst, dass du mehr gesehen hast, als du dachtest.
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