Mein Kind ist hochsensibel – Wie erkläre ich das meinem Umfeld?
- Daniela Klug Beratung
- 19. März
- 3 Min. Lesezeit
Wenn du herausgefunden hast, dass dein Kind hochsensibel ist, kann das vieles erklären:
Warum es schneller überreizt ist, intensiver fühlt oder sich in bestimmten Situationen anders verhält als andere Kinder. Doch während du selbst vielleicht ein wachsendes Verständnis entwickelst, stößt du im Umfeld oft auf Unwissen oder Skepsis.
Kommentare wie „Ach, jedes Kind ist doch mal sensibel!“ oder „Das wächst sich schon aus“ können frustrierend sein – besonders wenn du merkst, dass dein Kind Unterstützung braucht, aber nicht verstanden wird. Wie kannst du also Hochsensibilität so erklären, dass dein Umfeld nachvollziehen kann, was in deinem Kind vorgeht?
1. Hochsensibilität kurz und verständlich erklären
Hochsensibilität ist keine Charaktereigenschaft oder Laune, sondern eine wissenschaftlich erforschte Eigenschaft des Gehirns. Studien zeigen, dass hochsensitive Menschen Reize in bestimmten Hirnregionen stärker und detaillierter verarbeiten. Das bedeutet:
• Ihr Gehirn filtert Reize weniger stark. Sie nehmen Geräusche, Gerüche, Licht, Stimmungen oder Details intensiver wahr.
• Informationen werden tiefer verarbeitet. Das kann dazu führen, dass hochsensitive Kinder länger nachdenken, langsamer reagieren oder nach intensiven Erlebnissen mehr Zeit brauchen, um sie zu verarbeiten.
• Emotionen sind eng mit dieser intensiven Wahrnehmung verknüpft. Hochsensible Kinder reagieren daher oft stärker auf Ungerechtigkeit, Streit oder überwältigende Situationen.
Je nach Gesprächspartner kannst du die Erklärung anpassen:
• Für Großeltern oder ältere Verwandte:
„Hochsensible Kinder haben ein sehr aufmerksames Gehirn, das viel mehr aufnimmt als bei anderen. Das kann wunderschön sein, aber auch schnell zu viel werden.“
• Für Lehrer oder Erzieher:
„Hochsensitive Kinder verarbeiten Reize tiefgehender. Sie nehmen feine Details wahr, aber das bedeutet auch, dass sie mehr Zeit und Pausen brauchen, um alles zu verarbeiten.“
• Für andere Eltern:
„Das Gehirn meines Kindes arbeitet wie eine Kamera mit hochauflösender Linse. Es nimmt mehr Details auf, was manchmal überwältigend ist. Deshalb braucht es Rückzugsmöglichkeiten.“
2. Mit Alltagsbeispielen verständlich machen
Oft verstehen Menschen Hochsensibilität erst richtig, wenn sie konkrete Beispiele hören:
• „Während andere Kinder laute Kindergeburtstage genießen, ist mein Kind nach einer Stunde erschöpft und braucht eine Pause.“
• „Wenn mein Kind eine Ungerechtigkeit erlebt, beschäftigt es das noch Tage später.“
• „Manchmal weint mein Kind scheinbar ‚wegen Kleinigkeiten‘, aber für es ist es in dem Moment riesig.“
Wenn dein Gegenüber eine Situation mit deinem Kind erlebt, kannst du sie direkt nutzen: „Hast du gemerkt, dass ihm das zu laut war? Das liegt daran, dass sein Gehirn Geräusche intensiver verarbeitet.“
3. Vorurteile abbauen
Manche Menschen reagieren abwehrend auf den Begriff „hochsensibel“, weil sie ihn mit „empfindlich“ oder „schwach“ gleichsetzen. Das kannst du entkräften:
• „Hochsensible Kinder sind nicht zerbrechlich, sondern tiefgründig und oft sehr empathisch.“
• „Es geht nicht darum, sie in Watte zu packen, sondern sie in ihrer Einzigartigkeit zu verstehen und ihnen zu helfen, gut mit Reizen umzugehen.“
• „Viele bekannte Künstler, Wissenschaftler und Denker waren hochsensibel – es ist eine besondere Art zu sein, keine Schwäche.“
4. Grenzen setzen – du musst nicht jeden überzeugen
Manche Menschen wollen oder können es nicht verstehen. Das ist okay. Du bist nicht dafür verantwortlich, jeden zu überzeugen. Wichtig ist, dass du dein Kind verstehst und ihm hilfst, mit seiner Sensitivität umzugehen.
Falls du auf Widerstand stößt, kannst du dich klar abgrenzen:
• „Ich sehe, dass du das anders siehst, und das ist in Ordnung. Aber für uns funktioniert es so.“
• „Ich brauche keine Zustimmung, sondern einfach nur Respekt für unseren Weg.“
5. Unterstützung suchen und annehmen
Es gibt immer wieder Menschen, die offen und interessiert sind. Tausche dich mit anderen Eltern hochsensitiver Kinder aus oder finde Fachleute, die dein Kind verstehen. Und wenn du einmal unsicher bist, erinnere dich daran: Niemand kennt dein Kind so gut wie du!
Hochsensibilität ist ein Geschenk – und mit der richtigen Unterstützung kann dein Kind lernen, seine Sensitivität als Stärke zu leben. Und genau das zählt.
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